Empfindungsreich mit dunkler Seelentiefe
Eutin. Ein musikalischer Auftakt nach Maß. Das Lübecker Ensemble mit dem
vieldeutigen Titel „Trio Arion“ eröffnete am Sonntagabend im Eutiner Schloss die
diesjährige kammermusikalische Konzertreihe, welche der „Freundeskreis
Schloss Eutin“ initiiert. Der Name Arion nimmt sicherlich kaum Bezug auf die
Gattung der Wegschnecken, bezieht sich wohl auch nicht auf jenes göttliche
Pferd aus der griechischen Mythologie, sondern könnte mit dem legendären
Dichter und Sänger der Insel Lesbos im antiken Griechenland in Verbindung
stehen. Wie dem auch sei: das Trio Arion besteht aus drei musizierenden und
überaus charmanten Damen. Shelly Ezra, Klarinette, Nika Brniÿ, Violoncello, und
Edith Escudero Garcia am Klavier spielten zunächst das berühmte Gassenhauer-
Trio B-Dur op. 11 von Ludwig van Beethoven. Gleich in den ersten Takten wurde
den begeisterten Zuhörern bereits die hohe Qualität des Ensembles
bemerkenswert vor Ohren geführt. Ezras vollmundiger bis zarter, atemlos
machender und schwebender Klarinettenton vereinigte sich mit dem vollblütigen
und sehr empfindungsreichen Bogenstrich der aus Slowenien stammenden
Spielerin, die ihre Kantilenen bis in die dunkelste Seelentiefe auslotete,
insbesondere im schwärmerischen Adagio. Die mexikanische Pianistin fügte sich
mit ausgereifter Technik und mal duftig-zartem, mal vollgriffigen Anschlag
hervorragend in den homogenen und intensiven Gesamtklang mit ein. Auch Nino
Rotas sehr expressives und emotional aufgeladenes, filmmusikverdächtiges Trio
kam den Künstlerinnen entgegen, welches sie überaus emphatisch, dicht und
durchdringend interpretierten, dessen Geballtheit manche Zuhörer kaum
auszuhalten schienen. Nach der Pause wehten romantische Töne farbiger und
sonnenbeschienener Bilder des
Klarinettentrio a-Moll op. 114
von Johannes Brahms in die
leider nicht vollen Reihen des
akustisch hervorragenden
Rittersaales. Auch hier wie im
technisch recht fummeligen
Konzertstück f-Moll op. 113 von
Felix Mendelssohn Bartholdy
stand eine ungebändigte sowie
temperamentvolle Spielfreude
im Vordergrund der drei jungen
Frauen.
Werner Bodendorff (Kieler
Nachrichten)